Donnerstag, 2. November 2017

Saigon - Stadt der Gegensätze

Ho-CHI-Minh-Stadt oder Saigon, der alte und von den Stadtbewohnern meist noch verwendete Name, ist kein Ort, in dem man sich auf Anhieb verliebt. Er ist eher etwas zum Eingewöhnen. Wenn man sich aber darauf einlässt, reißt einen der Puls der Stadt sehr schnell mit. Denn Saigon ist eine Stadt voller Gegensätze.
Ein Beispiel: Mein Hotel liegt etwas abseits der zentralen Touriorte, deshalb muss ich über eine Brücke, die am Abend von vielen Obdachlosen geäumt ist. Während ich den ersten Abend noch mit mulmigen Gefühl an meine Handtasche gekrallt nach Hause gegangen bin, hab ich am zweiten Abend einfach Streetfood eingekauft und das verteilt. Belohnung: winkende Hände, lächelnde Mamis  jedes Mal, wenn ich nach Hause gehe. Als Touri ist man generell ja eher misstrauisch, aber hier hab ich tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass das, was man gibt, sofort zu einem zurückkommt...jedes Lächeln, jede nette Geste, jede Aufmerksamkeit. 
Absolute Armut und glitzernder Reichtum liegen hier sehr nah beieinander.





Der Verkehr in Hanoi ist gegen hier wie verkehrsberuhigte Zone gegen Rush-Hour in München. 13 Millionen Einwohner und fast genauso viele Roller sind hier unterwegs. Trotzdem kann man tatsächlich mit einer großen Portion Selbstbewusstsein über eine vierspurige Straße laufen. Wichtig: niemals zögern, nicht die Schrittgeschwindigkeit verändern und auf keinen Fall stehen bleiben.





In Saigon geben sich Alt und Neu die Hand und diese Mischung aus französischem Kolonialstil, modernen Wolkenkratzern und asiatischen Einsprengseln zaubert eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre.













Kontrastreich ist auch der Umgang mit der Geschichte. Nachdem ich ja schon in der entmilitarisierten Zone ein sehr authentisches Tunnelsystem besucht habe, wollte ich mir auch die Cu-CHI-Tunnel, in denen das Hauptquartier der Vientcong auf südlicher Seite untergebracht war, nicht entgehen lassen. Betrieben werden die von der Regierung und während ich im Kriegsrestemuseum in Saigon aufgrund der schockierenden Bilder mit den Tränen zu kämpfen hatte, weil man hier bemüht ist, die Grausamkeit des Krieges zu zeigen, erschienen die Cu-Ch-Tunnel wie ein Kriegs-Disneylaad. Da schlendert man an nachgebauten Fallen vorbei, die sensationslüsternsten Touris zeigen, was passiert, wenn die GIs reingetappt sind, kann sich aussuchen, wie lang man durch die Tunnel kriechen will - es gibt eine zehn Meter, zwanzig und die vierzig Meter-Option für die ganz Harten. Und zu guter Letzt kann man auf einem Schießstand mit Maschinengewehren auf Sandhügel ballern, nachdem man aus dem Panzer gekrochen ist. 

Kriegsrestemuseum:



Cu-Chi-Tunnel:




Bewundernswert ist das Verständnis für Flora und Fauna - ich habe selten so einen toll aufgearbeiteten Zoo besucht, der die Tiere so authentisch präsentiert.





Und die Bedeutung „aus den fließenden Gewässern des Mekong“ auf unseren Fisch-TK-Packungen bekommt nach einem Besuch dort eine ganz eigene Bedeutung:




Ach ja, und was wir dringend in Deutschland übernehmen sollten...die Arbeitseinstellung



Morgen verlasse ich dieses wunderbar schräge Land. Resümee: Vietnam ist einen Besuch wert! Sehr touristisch, aber mit Möglichkeiten ab und zu einen kleinen Blick auf autehnitisches Leben zu erhaschen. Die Menschen reden wie Enten, wenn man Plastiktüten ablehnt, entfacht man Diskussionen, ob mit der Tüte etwas nicht in Ordnung ist, ich weiß immer noch nicht genau, was man an Grünzeug wo reinmischt und in welchem Schälchen man jetzt genau isst und ich hoffe, dass ich mir das Verhalten im Straßenverkehr in Australien wieder abgewöhnen kann, sonst hagelt es Strafzettel.


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